Inhalt
- Was sind Märchen?
- Welche Märchen sind für Kinder geeignet und warum?
- Wo kann man in Berlin Märchen angucken, vorgelesen bekommen oder Märchenbücher finden?
„Es war einmal …“ Fantasievolle Erzählungen faszinieren Berliner Kinder und regen auf zauberhafte Art und Weise ihre Vorstellungskraft an. Sie entführen uns in unbekannte Weiten, lassen uns urige wie magische Figuren treffen und bringen nicht nur Kids zum Staunen. Entdeckt mit uns, eurem Freizeit-Guide für Berliner Familien mit Kindern, die große Welt der Märchen für Kinder – und lasst euch in Berlin von ihnen verzaubern.
Was sind Märchen?
Das Märchen ist eine uralte Erzählform. Die unterschiedlichen Geschichten lassen sich schwer definieren. Was sie alle gemeinsam haben ist, dass etwas Übernatürliches darin geschieht. Sie sind praktisch die Vorgänger der modernen Fantasy-Literatur – die viele wiederum gerne als „moderne Märchen“ bezeichnen.
Es gibt zwei Formen von Märchen: Volksmärchen sind Märchen, die durch das mündliche Erzählen ohne bekannte/n Autor/in überliefert sind. Im Gegensatz sind die AutorInnen so genannter Kunstmärchen bekannt. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind besonders die Märchen-Sammlungen der Gebrüder Grimm berühmt. Selbstverständlich könnt ihr aber schöne Märchen für Kinder bzw. Kindermärchen aus aller Welt entdecken.
Übrigens sind (mythologische) Sagen und Legenden zwar verwandt mit der Gattung der Märchen, aber gehören nicht zu ihr. Märchen sind nämlich frei erfunden (haben also keinen realen Bezug) und haben keine festgelegte Zeit oder keinen realen Ort (deswegen kann ein klassisches Märchen zum Beispiel nicht im Jahre 1450 oder in Berlin spielen).
Das Märchen ist ein mächtiges Erzählmedium, das immer wieder Ohnmächtige zu magisch Mächtigen werden lässt. Das ist besonders für Kinder, die sich manchmal noch in unserer realen Welt zurecht finden müssen, wunderbar ermutigend!
Welche Märchen sind für Kinder geeignet und warum?
Welche Märchen besonders kindgerecht sind, hängt selbstverständlich vom Alter des jeweiligen Kindes und seines individuellen Charakters ab. Die Märchen der Gebrüder Grimm sind in den modernen Fassungen zwar (im Gegensatz zu vielen Urfassungen) nicht mehr überaus brutal – aber hier und da geht’s dann doch nicht zimperlich zu oder die Geschichte ist für Kids etwas zu schwierig formuliert. Die Bezeichnung der Sammlungen als „Kinder- und Hausmärchen“ mag also aus moderner Sicht etwas irreführend sein.
Grundsätzlich ist auch entscheidend, wie das Märchen aufbereitet ist: Sucht euch gezielt Bilderbücher oder Kinder-Märchenbücher bzw. Märchenvorführungen für Kinder heraus. Diese sind sprachlich vereinfacht, meistens hübsch illustriert (im Theater durch das Bühnenbild und die Kostüme) und häufig obendrein nicht ganz so langatmig wie manche der Erwachsenen-Versionen.
Wir möchten euch konkrete Empfehlungen bzw. Vorschläge für Kindermärchen geben. Besonders schön sind Kettenmärchen in kurzen Teilen oder kurze Märchen mit schöner Botschaft:
- Das Rübchen, ein russisches Märchen: Oma, Opa, ein Mädchen und viele Tiere versuchen gemeinsam, eine Rübe aus der Erde zu ziehen.
- Die Brautschau, ein Grimm‘sches Märchen: Ein Jüngling sucht seine Zukünftige anhand dessen aus, wie diese ihren Käse schneidet und isst: Verschwenderisch oder bedacht?
- Die drei Böcke Brausewind, ein norwegisches Märchen: Drei Ziegenböcke wollen gemeinsam auf eine Bergweide gehen und müssen hierfür über eine Brücke laufen, die ein Troll bewacht.
- Die Geschichte der weisen Eule, ein tschechisches Märchen von einer Eule, die Geschichten erzählt.
- Die Heckentür, ein deutsches Märchen der Gebrüder Grimm: Darin sollen zwei Kinder aufpassen, dass kein/e Dieb/in durch die Heckentür kommt, während die Mutter verreist ist.
- Die Königstochter in der Flammenburg, ein Märchen aus Siebenbürgen (Transsilvanien): Ein Junge wächst mit einem sprechenden Stier auf und versucht eines Tages die Königstochter zu befreien.
- Die zwei Wiesenmäuse, ein Märchen nordamerikanischer UreinwohnerInnen (Native Americans): Eine faule und eine fleißige Maus sammeln Vorräte für den Winter.
- Vom dicken fetten Pfannekuchen, ein europäisches Märchen: Darin trifft ein lebendiger Pfannkuchen in einem Wald verschiedene Tiere.
„Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ Dieser Satz beendet viele Märchen. In diesem Satz, der selbst den Tod als etwas Überwindbares bezeichnet, steckt die Magie, die Kinder aus Märchen ziehen: Das Happy End. Die Botschaft der allermeisten Märchen lautet: „Alles geht am Ende gut aus.“ Das ist eine wunderbar positive und lösungsorientierte Sichtweise. Märchen sind also meistens echte Mutmach-Geschichten.
Dabei ist es übrigens durchaus in Ordnung, dass in Märchen gefräßige Hexen, der böse Wolf oder böse Stiefmütter vorkommen. Denn Märchen arbeiten mit Symbolen und Motiven. Sie sind entsprechend abstrakt. Die Kinder verstehen also in der Regel, dass die Geschichten durch ihre bildhafte Symbolweise letztlich Erfahrungen und Gefühle aus der Alltagswelt der Kinder darstellen. Die Kleinen können sich so durch die Märchen nahezu spielerisch mit Emotionen auseinandersetzen, die sie beschäftigen: Seien das Angst und Wut oder Liebe und Freundschaft.
Sprecht daher doch nach einem Märchentheater-Besuch oder nach dem Vorlesen eines Märchens gemeinsam über die jeweilige Geschichte. So könnt ihr die brennenden Fragen der Kinder klären – wie zum Beispiel „Gibt es sprechende Tiere?“, „Würdest du mich wie Hänsel und Gretel im Wald allein lassen?“ oder „Kann ich als Mädchen Ritter werden?“.
Wo kann man in Berlin Märchen angucken, vorgelesen bekommen oder Märchenbücher finden?
Berlin ist voller Märchen: Wenn ihr ganz klassisch Zuhause vorm Schlafengehen gemeinsam Märchen lesen bzw. Kindern Märchen vorlesen wollt, dann schaut doch mal hier vorbei: In Berliner Bibliotheken und Kinderbuchhandlungen. Die halten für euch allerlei tolle Kinder-Märchenbücher oder Bilderbücher mit Märchen bereit. Schaut doch auch mal, ob eure Bibliothek vielleicht einen Vorlesenachmittag mit Märchenerzählungen veranstaltet.
Natürlich könnt ihr auch im Theater oder im Ballett Märchenvorführungen für Kinder besuchen. Ebenfalls visuell anspruchsvoll wird’s im Kino mit Märchen-Kinderfilmen. Und wer mit Schneewittchen, Dornröschen und Co. herumtoben mag, die/der sollten einen der Berliner Märchenspielplätze unsicher machen. 😉
DAS Eventhighlight für Märchen-Fans sind allerdings die jährlichen Berliner Märchentage im November: Das ist ein fantastisches Festival, das euch internationale Märchen auf verschiedenste Art und Weise vorstellt.