Verhaltenstipps für die Berliner Spielplätze

Unsere Tipps und Tricks für Eltern und Kinder bei Stress auf dem Spielplatz

Mutter mit zwei Kindern auf einem Spielplatz: Die beiden Mädchen lächeln beim Schaukeln

Inhalt

Auf den Berliner Spielplätzen geht es rund – nicht nur auf dem Karussell! Der Spielplatz ist ein guter Ort, um soziales Verhalten zu studieren – nicht nur das von Kindern. 😉 Weil bei dem zwischenmenschlichen Trubel manchmal guter Rat teuer ist, stellen wir euch in unserem Onlinemagazin für Familien nicht nur unsere Berliner Lieblings-Spielplätze und Waldspielplätze vor – sondern möchten euch gerne Tipps und Tricks rund ums hilfreiche Verhalten auf dem Spielplatz vorstellen.

Lest nun kinderleicht.berlins Spielplatz-Knigge. Ihr könnt den knicken oder euch doch etwas davon zu Herzen nehmen. Als Jung-Eltern, die zum ersten Mal das unbekannte Terrain Spielplatz aufsuchen, seid ihr gut beraten, euch ein bisschen vorwarnen zu lassen. Denn eigentlich sollte der Besuch des Spielplatzes eine völlig unaufgeregte, undramatische Nachmittagsbeschäftigung sein. Eigentlich. Und manchmal schmeißen Kinder auch mit Sand. Verrückt. 😉

Eine junge Mutter redet mit ihrem kleinen Sohn

Sich als Eltern bei Streit zwischen Kindern einmischen oder nicht?

In den meisten Situationen ist es besser, sich anfangs nicht einzumischen und die Kinder selbstständig nach einer Lösung suchen zu lassen. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und zeigt ihnen, dass sie Probleme lösen können, ohne die Hilfe der Eltern in Anspruch nehmen zu müssen.

Manchmal müsst ihr euch aber unter Umständen einmischen bzw. dafür sorgen, dass das Kind zum Beispiel nicht vom Klettergerüst fällt. Und manchmal müsst ihr es auch vor anderen Eltern schützen, die aus einem kleinen Gerangel eine Staatsaffäre machen. Manche Eltern scheinen sich wiederum überhaupt nicht für das rüpelhafte Verhalten ihres Kindes zu interessieren. Oder sie dulden keinerlei Kritik an ihrem Nachwuchs. Wichtigste Verhaltensregel in so einem Fall: Gelassen bleiben!

Spielplatz-Szenario 1: Alle Schaukeln sind besetzt, aber das Kind will gerne schaukeln

„Hier schaukel ich!“ Beginnen wir mit einem klassischen Szenario: Euer Kind möchte schaukeln, aber die Schaukel ist besetzt und auch keine andere frei? Dann heißt es, wie auch in der Schlange vorm Getränkeautomaten und beim Buseinstieg: Warten. Euer Kind sollte sich geduldig daneben stellen und warten, bis das andere Kind ausgeschaukelt hat.

Nach einer Weile, wenn das schaukelnde Kind einfach nicht genug vom Schaukeln bekommen will, kann euer Kind das andere Kind bitten, die Schaukel freizugeben. Was, wenn diese zarte Bitte auf unfruchtbaren Schaukelboden fällt? Ihr könnt entweder selber zur Tat schreiten und die Bitte eures Kindes wiederholen – oder ihm vorschlagen, etwas anderes zu spielen, bis die Schaukel frei wird.

Auf keinen Fall solltet ihr versuchen, die Schaukel anzuhalten und die/den DauerschauklerIn zum Absteigen zu zwingen. Ihr könntet aber zum Beispiel sagen: „Die Regel ist: Jede/r ist mal dran. Jetzt bist du schon ganz lange dran, deshalb kommt die/der Nächste an die Reihe“. Die/der DauerschauklerIn hat aber wahrscheinlich weder Zeitgefühl noch Sinn für Regeln – sie/er ist einfach ein Kind, das schaukeln will. Dann könntet ihr die Eltern des Kindes bitten, mal Tacheles zu reden, sollten diese noch nicht erschienen sein, um den Spielplatzfrieden zu erhalten.

Wenn das alles nicht umsetzbar ist, dann heißt es, dem eigenen Kind Grundsätzliches kindgerecht zu erklären: „Das ist echt doof. Aber manchmal ist das so. Irgendwann hat der Junge/das Mädchen keine Lust mehr. Dann bist du dran.“

Das Motto heißt: Wissen, wann es sich zu kämpfen lohnt. Euer Kind wird wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, eure Lebensweisheit zu akzeptieren und lauthals protestieren. Doch da könnt ihr euch ja selbst sagen: „Das ist echt doof. Aber manchmal ist das so.“ 😉

Mutter spielt mit kleinem Kind im Sandkasten auf Spielplatz

Spielplatz-Szenario 2: Das Kind spielt mit fremden Spielsachen

„Meine Schaufel, deine Schaufel.“ Noch so ein Dauerbrenner ist sie: die Eigentumsfrage. Auf dem Spielplatz liegen oft scheinbar vergessene Spielsachen herum. Unschuldig beginnt euer Kind mit einem Eimerchen zu spielen oder schiebt einen Bagger durch den Sand.

Einen Versuch ist es wert, das Kind vorsichtig darauf hinzuweisen, dass die schönen Spielsachen mit Sicherheit einem Kind gehören, das die bestimmt auch gleich wieder benutzen will. Es könne so lange damit spielen, bis die/der rechtmäßige BesitzerIn zurückkommt … Die/der BesitzerIn sieht die feindliche Übernahme vielleicht schon von Weitem. Sie/er sprintet vielleicht mit lautem Geheul näher – oder schlendert unbeeindruckt dazu und freut sich, jemanden gefunden zu haben, die/der auch gern Bagger durch Sandhaufen schiebt. 😊

„Mein und Dein“ birgt ein Leben lang Konfliktpotential. Da ist es gut, wenn man früh anfängt, halbwegs soziales Verhalten einzuüben. Bevor die Situation eskaliert. Sollte kein gemeinsames Spiel gelingen, könnt ihr nur auf das Einwirken gutmütiger Eltern hoffen, ein eigenes Spielzeug in petto haben (Ablenkung funktioniert bei kleinen Kids noch sehr gut) oder weiterziehen.

Spielplatz-Szenario 3: Das Kind findet bei den anderen Kindern keinen Anschluss

„Geh weg!“ Gar nicht schön ist es, wenn sich euer Kind um Kontaktaufnahme zu anderem Kindern bemüht, aber schnöde abgewiesen wird. Das schmerzt euch dann vielleicht sogar mehr als euer Kind. Zeigen solltet ihr dieses Gefühl nicht, sondern dem Geschehen entspannt entgegensehen. Eine kurze Bestätigung der Frustration, wenn das Kind euch diese mitteilt, reicht fürs Erste. Sollten andere euer Kind dann weiterhin abweisen, bietet ihr/ihm doch eine Alternative. Spielplätze sind oft groß und es sind viele Kinder da.

Den Konflikt für euer Kind zu lösen, hilft leider selten. Wir können Kinder (wie bei allen anderen Fällen auch schon deutlich geworden ist) nicht zwingen, „nett“, gerecht und integrativ zu sein.

Wenn euer Kind also sozialen Ausschluss erlebt, dann ist es noch kein Opfer. Es kann versuchen, sich seinen Platz zu erkämpfen oder woanders neue Möglichkeiten entdecken. Wichtig ist es, zu vermitteln, dass das Kind eine Alternative hat.

Inwiefern ihr auf die Standpauke der anderen Eltern hoffen bzw. hier insistieren solltet, ist euch überlassen. Manche Eltern haben ein Gespür für ihr dominantes Kind und rufen es zur Räson – andere sind ganz dafür, die Kinder in ihrer Dynamik nicht zu stören. Ihr werdet es erleben. 😉

Drei Kinder streiten sich schreiend auf einer Wiese

Spielplatz-Szenario 4: Wenn Kinder mit Sand werfen, schubsen oder treten

Kommen wir zu den kleinen SandwerferInnen und SchubserInnen: Ja, Kinder essen nicht nur gern Sand. Sie werfen auch damit, wenn ihnen angeblich ein/e andere/r dumm kommt. Dann ist diese Waffe meist schnell griffbereit und wird der/dem GegnerIn ins Gesicht geschleudert. Da fängt prompt ein Riesengeschrei an. Zu Recht. Denn Sand in Mund, Nase oder Augen ist nicht nur unangenehm, sondern kann auch richtig weh tun.

Habt ihr selber einen/ SandwerferIn, dann heißt es jetzt: Klartext reden. Genauso andersherum. Tätlichkeiten solltet ihr nicht dulden, nur weil es kleine Menschen sind, die noch nicht alles schnell verstehen. Eine/n andere/n grob mit Sand zu bewerfen, zu schubsen und zu treten, gehört in die Tabuzone – und zwar von Anfang an.

Einschreiten ist in diesem Fall also etwas anderes. Ihr müsst auch nicht erst die Eltern der/des SandwerfersIn ansprechen. Fordert einfach das Kind direkt auf, damit aufzuhören. Geht am besten in die Knie und erklärt ihm, dass dieses Verhalten gefährlich ist. Fragt es dann auch, wo seine Eltern sind – um diese darauf aufmerksam zu machen, dass ihr Kind gerade ein bisschen außer Rand und Band ist. Vermeidet es, vorwurfsvoll zu klingen und berichtet sachlich. Erhitzte Gemüter findet ihr schon bei den Kindern.

Spielplatz-Szenario 5: Andere Kinder wollen eure mitgebrachten Snacks essen

„Ich will Kekse!“ Ja, das Krümelmonster hat das auch schon gesagt. Und es spricht Kindern aus dem Herzen. Sobald ihr eine Kekstüte (oder was ihr sonst so dabei habt) aus der Tasche kramt, steht sofort eine hungrige Horde Kinder vor euch. Euer Kind lacht entweder, weil die allgemeine Aufregung erheitert – oder aber es verteidigt erschrocken seinen Lieblingssnack.

Das ist die Gelegenheit, um das Thema Teilen anschaulich zu demonstrieren. Andererseits könnte es sein, dass die Eltern des anderen Kindes damit nicht einverstanden sind. Zum Beispiel, weil das Kind eine Allergie oder gerade schon Unmengen Süßes gefuttert hat. Deshalb am besten das andere Kind bitten, erst die Eltern um Erlaubnis zu fragen.

Spielplatz-Szenario 6: Das Kind muss auf die Toilette

„Ich muss mal!“ Das Kind muss aufs Klo. Das ist der Klassiker, der auf den Berliner Spielplätzen immer wieder zur wirklich dringenden Frage führt: „Aber wo?“

Es gibt drei Möglichkeiten: Entweder macht ihr ein entferntes Gebüsch ausfindig (auf Waldspielplätzen ist das auf jeden Fall okay). Oder ihr habt schon vorher ausgespottet, wo das nächste Kindercafé ist, das sich über einen Pipi-Besuch nicht aufregt. Letzte Möglichkeit: Ihr geht nach Hause. Aber das ist wohl die unattraktivste Lösung – und geht auch meistens ziemlich in die Hose. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn das Kind schreit, weil es nicht nach Hause will – und dann, weil es eingenässt hat.

All das klingt für euch mehr nach Arbeits- als nach Spielplatz? Keine Sorge. Ihr wachst da schon hinein. Und eure Kinder sowieso. Sucht euch euren individuellen Lieblingsspielplatz. Dann seid ihr schon mal am richtigen Ort – also dort, wo Kinder wirklich Spaß haben. Das spart euch eine Menge Stress und ergibt Sinn: Auf netten Spielplätzen findet ihr nämlich meistens auch die nettesten Eltern. 😉 Viel Spaß!